WM – Die Vorbereitung

Neun Monate Vorbereitung auf ein großes Segelflug-Vorhaben:

Verschiffung des Flugzeugs, eine Menge Papierkram, lokale Bedingungen kennenlernen...

20. Dezember 2011, 18.40 Uhr,

Das Flugzeug rollt auf der sandigen Piste von Bitterwasser aus, ich öffne die Haube, warmer Wind wie aus der Wüste begrüßt mich. Hinter mir liegen 1.066 Kilometer in 8 Stunden und 20 Minuten, ein neuer Weltrekord. Wir feiern den Erfolg, und ich freue mich auch Monate später noch, dass sich die ausführliche Vorbereitung gelohnt hat. Vorbereitung ist das A und O bei großen Segelflug-Vorhaben.

Das gilt auch für Weltmeisterschaften, vor allem, wenn sie in Übersee stattfinden. Nach dem Namibia-Ausflug stand die WM in Uvalde, Texas vom 4. bis 19. August 2012 bevor, für die ich mich durch meinen Titelgewinn bei der WM der Frauen im Vorjahr qualifizieren konnte. Kaum hatte ich die Dokumentation für die Rekorde (am 30. Dezember kam noch ein Kontinentalgeschwindigkeitsrekord über 750 km Dreieck hinzu) an den Deutschen Aero-Club geschickt, hieß es also, die Kräfte für die Vorbereitung der WM in den USA zu sammeln.

Die wichtigsten Fakten:

8 deutsche Piloten werden teilnehmen, alle wollen ihr Flugzeug nach USA verschiffen. Alle wichtigen Gerätschaften (Funkgeräte und Hochantenne für das Team, Ersatzteile etc.) müssen mit verschifft werden, denn in das Fluggepäck passt so etwas nicht mehr. Unterbringung wahrscheinlich in einem Hotel in Uvalde, da es kein Camping gibt, was bei Tagestemperaturen von bis zu 40 Grad auch nicht erstrebenswert wäre. Leihwagen sind relativ teuer, vor allem in der Ferienzeit, und haben selten eine Anhängerkupplung. Die passen außerdem nicht zu den deutschen Deichseln. Der Zeitunterschied beträgt sieben Stunden, da braucht es ein paar Tage, um sich anzupassen.

Einige Formalitäten hatte ich schon erledigt, unter anderem Ende des Vorjahres die Förderanträge bei den Sportstiftungen vor Ort. Einer wurde als Zuschuss zu den Gesamtkosten bewilligt, ein anderer wurde abgelehnt – wie ich hinterher erfuhr, weil „Segelfliegen ein elitärer Sport“ sei, und so etwas nicht unterstützt werden müsse. Dabei deckte die finanzielle Unterstützung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe und den DAeC nur einenTeil der Kosten in Höhe von über 10.000 Euro ab. Für den Rest erstellte ich mit Unterstützung einer Freundin, die sich im Sportmanagement auskennt, ein Sponsorenkonzept zusammen und eine Liste potentieller Geldgeber. Diese Liste arbeitete ich in den Monaten bis zur Abreise in die USA mit mehr oder weniger Erfolg nach und nach ab – neben meiner Vollzeit-Berufstätigkeit als Geschäftsführerin einer gemeinnützigen Brustkrebs-Organisation zeitlich kein leichtes Unterfangen.

Der Transport der Flugzeuge sollte zunächst in Containern stattfinden, was unter anderem dazu geführt hätte, dass zwei Hänger übereinander hätten verstaut werden müssen. Glücklicherweise kam von einem Segelflieger-Freund der Hinweis, dass er seinen Wandersegelflug in den USA immer mit der EVAG, den Emdener Verkehrsbetrieben, organisiert habe, die „Roll on
Roll off“ anbieten, das heißt, die Hänger könnten als Ganzes auf das Schiff gebracht werden. Das erwies sich als die beste und günstigste Lösung für das deutsche Team, der sich dann noch weitere Nationen anschlossen.

Bis zur Verschiffung im Juni 2012 gab es einige nervenaufreibende Momente, hervorgerufen durch umfangreichen „Papierkram“,Formalitäten mit der Industrie- und Handelskammer und dem Zoll. Parallel dazu galt es, regelmäßig auf die Internetseite des WM-Veranstalters in Uvalde zu schauen: Im Januar wurden die „Local Procedures“ veröffentlicht, die die Regeln für den Wettbewerb auf Grundlage der FAI-Bestimmungen definieren. Bis Anfang April mussten die Nominierungen durch den DAeC erfolgen, und danach die eigenen Daten zu Flugzeug, Lizenz, Crew etc. auf der Internet-Seite hinterlegt werden. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die Anforderungen an Flugzeuge und Piloten bekannt gegeben – was notwendig war, da die US-amerikanischen Regeln für Flugzeuge mit einer vorläufigen Verkehrszulassung anders sind als in Europa, und für das Fliegen von amerikanisch registrierten Flugzeugen mit zum Beispiel deutscher Lizenz bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden mussten.

Begleitend werden vor jeder WM Bulletins veröffentlicht mit allgemeinen Informationen zum Flugplatz und Organisationsteam, zu Themen wie Unterbringung, Versicherungsfragen, Dopingbestimmungen und Zeitplänen. Die wichtigsten Informationen zum Wettbewerb aus Pilotensicht sind neben den „Local Procedures“ die zum Luftraum und zu den Wendepunkten, die ebenfalls vorab auf der Internetseite veröffentlicht werden. Die Dateien wurden zuletzt im Juni geändert, kurz vor der Abreise in die USA. Für den Überblick über das Wettbewerbsgebiet hatte ich mir bereits Anfang des Jahres Luftfahrtkarten besorgt und zu Hause aufgehängt, damit ich sie in ruhigen Momenten studieren konnte.

Den Überblick für die Vorbereitung konnte ich dank einiger Checklisten behalten. Bis zum 21. Juli 2012, dem Abflug nach Houston, wo wir Auto und Segelflugzeug in Empfang nehmen würden, hatte ich tatsächlich alle Punkte abgehakt und konnte nach einem dreiviertel Jahr Vorbereitungszeit
entspannt in die Passagiermaschine steigen.

Photo und Text: © Susanne Schödel

 

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